Schophoven - Chronik eines Dorfes

Wir leben vom Vergangenen so sagte schon Goethe. Und wenn wir die Tradition hochhalten, so verstehen wir darunter nicht Erstarrung oder Fessel, sondern, wie die Römer sagen, "eine Flamme am leuchten halten", nämlich das überzeitlich Gültige, das wahrhaft Bewahrenswerte, das uns den Sinn menschlichen Lebens und der Welt zu deuten vermag. Das gilt auch hinsichtlich unserer Verbundenheit mit der Heimat. Aber nur wer die Heimat kennt, kann sie lieben. Deshalb sei hier kurz dargestellt die siebenhundertjährige wechselvolle Geschichte unserer Schophovener Heimat.

Über die Herkunft des Namens unseres Dorfes sind sich die Gelehrten nicht einig. Jacob Offermann schrieb 1854 von Schophoven als altes Dorf, das seinen Namen wahrscheinlich von den bedeutenden Schafherden, welche es unterhielt, übernommen hat.Eine andere Darstellung kommt von Wilhelm Kaspers der meint "Die Ortsnamen der Dürener Gegend in ihrer siedlungsgeschichtlichen Bedeutung"; Düren 1949, deutet den Namen Schophoven als "scopf" = "Gebäude ohne Wände oder Anbau an Haus oder Scheuer", "Halle, Hütte", shippen "Stall" aus dem niederdeutschen "Schuppen".

Diese wissenschaftliche Erklärung des Namens schliesst aber die Annahme nicht aus, das "Schophoven" wirklich von "Schafshof" entstanden ist. Zu dieser Annahme wird man durch die Tatsache bestärkt, dass Schophoven in frühester Zeit aus drei Höfen bestand, von denen der erste "Schafshof" hieß. Der zweite war der "Dunkelhof", nach seinem früheren Besitzer, der im 17.Jahrhundert auf dem Hof wohnte. Der Umfang dieses Hofes, der von einem großen Graben umgeben war, muß ziemlich bedeutend gewesen sein. Hierbei handelt es sich in der Hauptsache um die noch bestehenden Höfe Dienstknecht und Langels. Der dritte Hof nannte sich der spanische Hof. Er liegt am Ende der jetzigen Rurstrasse und war zugleich eine Fuhrwerksherberge. Bis in die Kriegsjahre hinein waren Ringe in der Mauer des Gebäudes, zum Anbinden der Pferde, vorhanden. Der Hof erhielt wohl seinen Namen dadurch, das spanische Soldaten, im spanisch-niederländischen Krieg (1567-1571) auf dem Marsch von Düren nach Jülich längere Zeit Quartier auf dem Hof bezogen haben. Bis heute wird im Volksmund der letzte Teil der Rurstrasse "im spanisch" genannt.



Der "spanische Hof" im Jahre 1987


Man darf wohl annehmen das Schophoven vor dem Ende des 13.Jahrhunderts noch nicht bestanden hat, jedenfalls ist es in einem Steuerverzeichnis der Kölner Erzdiözese vor 1300 nicht erwähnt. Wohl ist später unter dem Kirchspiel Pier, wo sich die Pfarrkirche befand, neben den Kapellen von Merken, Vilvenich und Lucherberg auch diejenige von Schophoven genannt.

Die erste Erwänung von Schophoven als Siedlung (Kapelle) ist urkundlich vom 22.Februar 1306.

Unweigerlich mit der Entstehung Schophovens ist Burg Müllenark zu nennen. Dieser Burg ist ein besonderer Abschnitt gewidmet. Bereits von 1225-1238 war Heinrich I. von Mulinarck Erzbischof von Köln. 1312 war Kuno von Müllenarck als Geistlicher an der Kirche St. Gereon in Köln. Um 1300 wird eine Kapelle zu Müllenarck erwähnt, die Ende des 18.Jahrhunderts noch bestanden hat. An anderer Stelle wiederum wird gesagt, das Müllenarck noch am Ende des 14. Jahrhunderts ein Dorf mit einer Pfarrkirche war, das allmählich durch die Herrschaft Müllenarck verdrängt wurde. Die Molinarker gehörten zu den bedeutendsten Edelherren im Jülicher Land. Die politische Zugehörigkeit von Schophoven hat nach den angestellten Erhebungen zu urteilen, nicht vor 1300 bestanden, so steht jedenfalls fest, dass es seit seiner Entstehung zum Herzogtum Jülich gehörte. Wenn auch durch die vielen Teilherrschaften im heimischen Land häufig blutige Fehden unsere Gegend durchtobten, so wurde es bis zum Erlass des Landfriedens 1495 etwas besser. Nach und nach kam der größte Teil unserer Gemeinde durch Krieg, Heirat, Erbschaft usw. in das große Herzogtum Jülich-Kleve-Berg, das auch auf kurze Zeit die Grafschaft Ravensburg in ihrem Staate vereinigte und zum bedeutendsten am Ende des Mittelalter in westdeutschland wurde.

Aus dem Jahre 1423 läst sich der Nachweis belegen das ein Wilhelmus und Johannes Schophoven aus Aachen an der Universität Leipzig studierten. Der Name wird auch da schon in der heutigen Schreibweise geschrieben. Es lässt sich leider nicht feststellen, ob die Studierenden nun wirklich Schophovener Einwohner waren, jedoch dürfte Ihre Familie sicherlich aus Schophoven stammen. Am 31.Dezember 1562 erwähnt eine Urkunde Schophoven mit der Schreibweise "Schoebhoeven". Mit Johann von Heimbach wird eine erste namentliche Benennung des Geistlichen, der in der Kapelle gottesdienstliche Handlungen vornimmt, genannt

Die Reformation, die 1517 von Wittenberg ausging, machte in unserer Gegend kaum Fortschritte. Nach dem Tode des letzten Herzogs von Jülich enstand 1609 der berüchtigte Jülich-Klevische Erbstreit, der in der Herzogsgeschichte Jüich seine besondere Behandlung erfährt. Unsere Heimat wurde bis 1614 vom Krieg heimgesucht. Kaum war dieser beendet, schlossen sich 1618-1648 die Leiden des 30-jährigen Krieges an. Die französische Revolution, die ihre Wogen bis in unser Land trieb, und 1792 auch die Franzosen selbst einbrechen ließ, bei der die hiesige Gegend zum Roer-Department (Rurverwaltungsbezirk) kam und unser Land förmlich an Frankreich brachte, hat sicherlich für unsere Vorfahren nicht nur Sonntage gebracht. Erst nachdem der französische Kaiser Napoleon von den verbündeten Mächten Preußen und Österreich geschlagen worden war, endete für unser Land die Franzosenverfassung: Unsere Heimat wurde 1815 dem Königreich Preußen zugeteilt und gehörte mit zu den Gebieten, welche die Rheinprovinz bildeten.



Unter den Linden mit Trafohaus im Jahre 1935


Bis 1972 war Schophoven selbstständig und gehörte zum Amtsbezirk Lucherberg. Im Zuge der kommunalen Neugliederung 1972 wurde unter Einbeziehung von Schophoven die Gemeinde Inden neu gegliedert. Der allgemeine Siedlungsbereich liegt vor allem im Südwesten des Gemeindegebietes mit dem ca. 7 km entfernten, größten Ort der Gemeinde Inden, Inden/Altdorf. Die Geimeinde Inden ist vom Braunkohle-Tagebaugebiet Inden II betroffen. Im Jahre 1821 wurde im heutigen Gemeindegebiet erstmals Braunkohle gefördert. Da Schophoven, angrenzend an die Ruraue, im Nordosten der Gemeinde Inden liegt, und das Abbaufeld eine starke Zäsur darstellt, gerät der Ort an die äußerste Randlage des Gemeindegebietes Inden. Schophoven ist mit ca. 650 Einwohnern das kleinste der Gemeinde Inden und mit seinen Gehöften ländlich geprägt. Der Schlichbach, der heute den Ort im Nordosten tangiert, verlief ursprünglich durch den Ort entlang der heutigen Schlichstraße. Der Bach galt als Seuchenherd und wurde nach dem zweiten Weltkrieg mit Einführung der Kanalisation verlegt. Auf der Suche nach neuen Erwerbsquellen war um 1829 zeitweilig am Schlichbach eine Windmühle zur Papierherstellung und eine Torfbäckerei. In den letzten Jahrzehnten ist Schophoven vor allem nach Süden und Nordosten erweitert worden. Demnächst wird ein neues Wohngebiet zwischen Dunkelhof und Viehövenerstraße erschlossen werden. In direkter Nachbarschaft, südöstlich der Ortslage wird ein neuer Wohnsiedlungsbereich von der Gemeinde Inden erschlossen. Die fußläufige Erreichbarkeit der notwendigen Infrastruktureinrichtungen wäre dann gewährleistet. Für Schophoven würde dies einen erheblichen Wandel bedeuten.

Das im Jahre 2000 durch Jo Rabanus gegründete Heimatarchiv Schophoven hatte im Jahre 2007-2009 die ehrenvolle Aufgabe das Ortswappen zu entwickeln und zu realisieren. Mit einem Bürgerbeschluss wurde das "Ortswappen Schophoven" am 08. Mai 2009 einstimmig angenommen.